Hightech statt unbewegliche Prothese

Luan ist zehn Jahre alt. Der Junge, der in Hagen wohnt, kam ohne linke Hand zur Welt. Bereits zum vierten Mal hat er nun im Hilfsmittelkompetenzzentrum Volmarstein (HKV) eine Hightech-Handprothese bekommen. Weil Kinder wie Luan in diesem Alter ständig wachsen, muss die Prothese regemäßig am Stumpf angepasst werden. „Es zieht und mein Stumpf wird blau“ – so beschreibt Luan das Gefühl, wenn die Prothese nicht mehr richtig passt. Seine Geschichte hat ein Fernsehteam des WDR dokumentiert und war deshalb zu Besuch bei den Therapiediensten Volmarstein GmbH (kurz TDV).
Luan benötigt keine normale kosmetische Handprothese. Die wäre nämlich ohne Funktion. „Luan wird mit einer myoelektrisch gesteuerten Prothese versorgt, mit der er seine Hand öffnen, schließen und mit ihr greifen kann“, erklärt Orthopädie-Meister Markus Malcher. Malcher verfügt über große Erfahrung bei der Versorgung mit elektrisch gesteuerten Armprothesen. Deren individuelle Anfertigung ist ein Aufgabenfeld des Hilfsmittelkompetenzzentrums Volmarstein (HKV) das zu den Therapiediensten gehört. Die TDV versorgt und betreut unter anderem Menschen mit Behinderung.
Drei Monate lang musste Luan ohne Handprothese auskommen. Die Prothese, die er bis dato getragen hatte, war am Stumpf viel zu eng geworden. Und weil die Anfertigung des Nachfolge-Modells sowie die Beantragung der Kostenübernahme bei Krankenkassen extrem aufwändig ist, dauerte es diese Zeit. Dass er nun wieder eine optimal angepasste Prothese trägt, merkte er sofort: „Ich spüre das Gewicht, es fühlt sich erstmal schwerer an“, so Luan. Trotzdem hilft ihm die neue Prothese im Alltag enorm. Einziges Manko: „Leider kann sie nicht so viel Gewicht tragen.“
Eine myoelektrische Handprothese, wie sie Luan trägt, wird über Elektroden und seine Muskeln gesteuert: Bei der Muskelkontraktion entsteht eine elektrische Spannung, die auf der Haut gemessen werden kann. Dies funktioniert auch nach einer Amputation. Die geringen Spannungen werden mit Hilfe von eingebauten Elektroden zur Steuerung der Prothese genutzt. So ist es möglich, dass der Prothesen-Träger mit der Hand greifen und sie öffnen bzw. schließen kann.
Für seine Prothese hat sich Luan eine besondere Farbe ausgesucht: die Tarnfarbe der Bundeswehr, genannt tarnoptik. Für dieses auffällige Design hat er sich ganz bewusst entschieden: „Die Leute gucken doch eh. Dann haben sie wenigstens was zu gucken.“