„Ich bin total happy“
Christoph Schmidts Weg von "nicht ausbildungsfähig" bis zum Kaufmann für Büromanagement

Ein neues Gesicht sitzt am Empfang der Hattinger Firma Scheffler Mobilität e.K.: Dort begrüßt
Christoph Schmidt eintreffende Kunden. Der 27-Jährige, der im Rollstuhl sitzt, ist neuerdings
erster Ansprechpartner für Autofahrer, die in der Werkstatt des spezialisierten Mittelständlers
ihren Wagen behindertengerecht umbauen lassen möchten.
Das Besondere an Schmidts beruflichem Werdegang, auf dem er nun seine erste „richtige“ Stelle
gefunden hat: Bevor der junge Mann im Berufsbildungswerk der Evangelischen Stiftung
Volmarstein die Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement absolvierte, war er in einer
anderen Ausbildungs-Einrichtung für Menschen mit Behinderungen als „nicht ausbildungsfähig“
eingestuft worden.
„Ich bin total happy“, sagt Christoph Schmidt heute. Offiziell tritt er seine Stelle bei Scheffler am
1. Juli an. Angefangen hat er dort als Praktikant. Das Langzeitpraktikum ging über ein Jahr und
war Teil der Ausbildung in Volmarstein. Schnell war Chefin Sabine Scheffler der junge Mann im
Rolli aufgefallen: „Man hat gleich gesehen, dass er sich total reinkniet“, berichtet sie. Vor allem
Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft sind am Empfang gefragt – Eigenschaften, die bei Christoph
Schmidt überaus ausgeprägt sind. „Ich habe gerne Kontakt zu Menschen“, sagt er, „für mich wäre
es nichts, allein im Büro zu sitzen.“ Bei Scheffler nimmt er die Autos der Kunden an, verrichtet den
Telefondienst und schaut in der Werkstatt vorbei, wenn Kunden auf ihre Wagen warten.
Aus Sicht der Verantwortlichen des Volmarsteiner Berufsbildungswerks hat der 27-Jährige, der in
Herten wohnt, eine inklusive Bilderbuch-Karriere hingelegt. „Vom Praktikums-Betrieb
übernommen zu werden – besser kann es nicht laufen“, erklärt Christian Henning, Koordinator der
kaufmännischen Ausbildung in Volmarstein. Langzeitpraktika, im Fachjargon “Verzahnte
Ausbildung mit Berufsbildungswerken“ genannt, erhöhen die Integrationschancen in den ersten
Arbeitsmarkt enorm. „Wir sind deshalb ständig auf der Suche nach neuen Kooperationspartnern,
um mehr solcher Win-Win-Situationen zu erreichen“, so Henning.
Gestartet war Christoph Schmidt zunächst mit der Ausbildung zur Bürokraft. Die ist eigentlich für
Menschen mit Lernschwierigkeiten konzipiert und beinhaltet weniger Theorie. Schmidt, der
Legastheniker ist, absolvierte diese Ausbildung mit Bravour. So qualifizierte er sich für die
klassische Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement, die auch viele junge Leute ohne
Behinderung wählen. In seinem Volmarsteiner Ausbildungs-Jahrgang gehörte er zu den Besten.
Demnächst macht er in einer speziellen Fahrschule für Menschen mit Behinderungen den
Führerschein. Sein künftiges Auto lässt er entsprechend seiner Körperbehinderung umbauen -natürlich
bei Scheffler. Dann kann er vom Empfang aus auch in eigener Sache alles regeln.
Foto: Christoph Schmidt an seinem Arbeitsplatz am Empfang der Firma Scheffler, zusammen mit
Chefin Sabine Scheffler und Christian Henning vom Volmarsteiner Berufsbildungswerk